Vor ungefähr einem Jahr wurde das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) verabschiedet. Ziel des Ganzen ist, die Digitalisierung der Krankenhäuser bis 2025 finanziell zu fördern. Dafür wurden insgesamt 4,3 Milliarden Euro vom Bund bereitgestellt.
Dass das Thema Digitalisierung und insbesondere auch IT-Sicherheit unumstritten wichtig ist, zeigten nicht zuletzt Fälle, wie 2020 in Düsseldorf, Planegg oder Lippstadt, wo die Notfallversorgung durch Cyberangriffe lahmgelegt wurde.[1]
Vor allem bei kleineren oder mittelgroßen Kliniken fehlten jedoch häufig die finanziellen Mittel, um in Sachen Digitalisierung die dringend notwendigen Anpassungen vornehmen zu können. Durch das KHZG und den dazugehörigen Fonds kann diese Lücke nun geschlossen werden.
Doch wie wurde das KHZG von den Kliniken aufgenommen? Welche Schwierigkeiten bringt das KHZG mit sich? Wurden bereits Gelder beantragt oder sogar schon ausgezahlt? Und: Wie geht es wohl weiter?
Die guten Nachrichten zuerst: Fast das komplette Budget von 4,3 Milliarden Euro wurde bereits von den Kliniken beantragt![2]
Das lässt darauf schließen, dass das KHZG von den Kliniken gut angenommen wurde. Bisher wurden circa 16,5 Millionen Euro vom zuständigen Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) ausgezahlt (Stand 30. Juli 2021, BAS). Wie bereits erwähnt, ist die finanzielle Unterstützung bei der Digitalisierung für viele Krankenhäuser dringend notwendig. Da die Investitionskosten gerade am Anfang sehr hoch sind und sich oft nicht direkt der Nutzen für Patient:innen, Mitarbeiter:innen oder die Krankenhäuser selbst zeigt, hilft das KHZG dabei, die ersten Schritte zu wagen.
Doch mit der Förderung geht auch ein Risiko für die Kliniken einher. Ab 2025 sollen Sanktionierungsprozesse anlaufen, die bis zu 2 Prozent Abschläge bei Nichteinhaltung der Vereinbarungen bedeuten können. Daneben ist bisher noch ungeklärt, ob und wie die Kliniken ab 2025 finanzielle Unterstützung für den Ausbau der Digitalisierung erwarten können. Das bedeutet, dass dann gegebenenfalls anfallende Sanktionen, der weitere Ausbau und laufende Kosten, für beispielsweise Lizenzen, selbst finanziert werden müssen, was für einige Träger eine Herausforderung darstellt.
Das bedeutet, dass das KHZG den Krankenhäusern zwar vorerst finanziellen Anschub gibt, jedoch nicht die finale Lösung sein kann, um die Digitalisierung nachhaltig voranzutreiben und damit auch die Lücke im internationalen Vergleich zu schließen. Hier hinkt Deutschland gewaltig hinterher, wenn es um Digitalisierung im Gesundheitswesen geht.[3]
Neben den Risiken bietet das KHZG jedoch auch eine Menge Potential! Bislang fehlt es in vielen Kliniken an strukturierten und standardisierten Prozessabläufen, was zu finanziellen Einbußen führen kann. Das KHZG bietet die finanzielle Unterstützung, diese Prozesse mit Hilfe digitaler Lösungen zu implementieren und einheitliche Standards festzulegen, die sowohl der Wirtschaftlichkeit zugutekommen als auch zur Entlastung der Mitarbeiter:innen beitragen.
Auch Dr. Lukas Aschenberg (Geschäftsführer der Tiplu GmbH) sieht die Chancen des KHZG:
„Neben dem finanziellen Aspekt des KHZG halte ich den Umstand, dass die Häuser so gezwungen waren, sich mit dem Thema Digitalisierung und Zukunft auseinander zu setzen, für fast noch relevanter. Auf diesem Wege sind Road-Maps entstanden, die ohne diesen externen Trigger im Rahmen des operativen Geschäfts häufig nicht die Aufmerksamkeit bekommen hätten, die sie für eine gute Planung benötigen.“
Tiplu hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Digitalisierung in den Krankenhäusern tatkräftig zu unterstützen. Das Unternehmen nutzt seine mehrjährige Erfahrung aus der engen Zusammenarbeit mit circa 400 deutschen Krankenhäusern für die Entwicklung bedarfsgerechter Softwarelösungen zur Unterstützung im Klinikalltag.
Als neuestes Produkt der Tiplu GmbH steht MAIA in den Startlöchern. Dies ist insofern interessant, als dass es sich um ein nach dem KHZG förderfähiges Tool handelt. „MAIA“ ist ein klinisches Entscheidungsunterstützungssystem für Ärzt:innen, das bei der Behandlung von stationären Patienten und Patientinnen im Krankenhaus eingesetzt werden soll. Mithilfe von individuellen Hinweisen zu möglichen vorliegenden Erkrankungen, Komplikationen oder Risiken unterstützt MAIA zukünftig Ärzt:innen im Krankenhaus bei klinischen Entscheidungen. Effektive und sichere Patient:innenversorgung stehen dabei im Mittelpunkt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das KHZG ein guter Start für die dringend notwendige Digitalisierung des Gesundheitssektors ist. Jedoch muss im weiteren Verlauf darauf aufgebaut werden. Weder die Politik noch die Krankenhäuser sollten sich auf dem einmaligen Auftrieb ausruhen.
[1] Spinnler, Thomas (2021, 28. Juni); Immer mehr Cyberangriffe: Kliniken im Visier der Hacker; www.tagesschau.de/wirtschaft/technologie/cybersicherheit-infrastruktur-hacker-kliniken-cybercrime-101.html [2] Hoffmann, Lukas (2022, 03. Januar); Krankenhauszukunftsgesetz: Kliniken beantragen 4,3 Milliarden Euro für die Digitalisierung; www.handelsblatt.com/inside/digital_health/krankenhauszukunftsgesetz-kliniken-beantragen-4-3-milliarden-euro-fuer-die-digitalisierung/27941968.html [3] Bertelsmann-Stiftung; Länderberichte: Stand der Digital-Health-Entwicklung in 17 untersuchten Ländern; https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/unsere-projekte/der-digitale-patient/projektthemen/smarthealthsystems/stand-der-digital-health-entwicklung